Das Hohe Venn – Wandern zu den toten Bäumen von Noir Flohay

Hier möchte ich euch für eine meiner absoluten Lieblingswanderungen im Hohen Venn begeistern. Die Strecke ist mit ungefähr 3,5 km zwar nicht so lang, zeigt aber dafür trotzdem die Vielfalt des Hohen Venns. Auf jeden Fall sollte man festes, wasserdichtes Schuhwerk tragen, da sich Teile der Wanderung direkt in der Moorlandschaft befinden und diese je nach Wetterlage und Jahreszeit ziemlich nass sein kann. Dennoch ist diese Strecke gut geeignet für unerfahrene (Venn)Wanderer.

Was ist das Hohe Venn?

Das Hohe Venn ist eine Moorlandschaft auf einem Hochplateau im Osten Belgiens zwischen Eupen im Norden, Roetgen im Osten, Malmedy im Süden und Spa im Westen. Mit 694m liegt Botrange als höchste Erhebung Belgiens mittendrin und ist ein Teil des deutsch-belgischen Naturparks Hohes Venn-Eifel. Das Hohe Venn formt auch die Natürliche Grenze zwischen dem Norden und dem Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und ist somit auch eine Sprachgrenze zwischen dem niederfränkischen Dialekt im Norden und dem moselfränkischen im Süden. Außerdem bildet es in West-Ost Richtung eine Grenze zwischen dem germanischen und romanischen Kulturraum.

Nach einer Vergrößerung um 500ha im März 2018 stehen nun insgesamt 5.368ha des belgischen Venns unter Naturschutz. 2008 schlug der belgischen Staat vor das Naturschutzgebiet auf die UNESCO- Liste des Naturerbes zu setzten. Seitdem wartet man auf den Beschluss der Welterbekommission es dort aufzunehmen.

Landschaft

Geologisch gesehen ist das Hohe Venn ein Teil der süd-westlichen Ardennen und der östlich gelegenen Eifel. Auch wenn sich hier der höchste Punkt Belgiens befindet, handelt es sich nicht um ein Gebirge, sondern um eine gewölbte Hochfläche die von einigen kleinen Tälern durchzogen wird. Durch die starken Winde, die in dieser kahlen Landschaft viel Niederschlag mit sich bringen, herrscht meistens ein raueres Klima als in den umliegenden Regionen. Dies sorgt im Winter für viel Schnee und in den Sommermonaten auch bei trockenen Perioden für Abkühlung.

Der torfhaltige Boden speichert die Niederschläge und speist zahlreiche Bäche, Flüsse und Seen. Im sogenannten Vennvorland, am Fuße des Hochmoors, sind daher auch viele Staudämme errichtet worden um das Wasser auf zu fangen und als Trinkwasser oder für die Industrie zu nutzen.

Die Weiten des Hohen Venns.

Naturschutzzonen

Eine Besonderheit im Hohen Venn sind die vielen Holzstege, die es ermöglichen das Naturschutzgebiet aus nächster Nähe zu erleben ohne der empfindliche Natur zu schaden. Es ist daher sehr wichtig die angegebenen Wege nicht zu verlassen und gesperrte Zonen nicht zu betreten. Das Moor wurde in die Schutzzonen A,B,C und D eingeteilt.

Schutzzone A beinhaltet die in den Wäldern gelegenen Wege, Pfade und Straßen die auch als solche ausgeschildert sind. Außerdem darf man diese auch mit dem Fahrrad und dem Pferd benutzen. Pilze und Beeren dürfen hier gepflückt und Hunde an der Leine mitgeführt werden.

Schutzzone B darf nur auf den ausgeschilderten Wegen (meist Holzstege) betreten werden. Dabei dürfen die Holzstege auf keinen Fall verlassen werden, da es neben der Gefahr im Moor ein zu sinken auch der Natur, die sich nur langsam davon erholt, schadet. Die Schutzzone B ist nur zu Fuß zu erkunden und es dürfen weder Pilze noch Beeren oder Blumen gesammelt werden. (In dieser Zone befindet sich auch die unten beschriebene Wanderung).

Schutzzone C darf nur unter den selben Regeln wie in Schutzzone B betreten werden. Allerdings darf Schutzzone C nur in Begleitung eines anerkannten Wanderführers betreten werden. Geführte Wanderungen organisiert das Haus Ternell und das Naturparkzentrum Botrange.

Schutzzone D darf von niemanden betreten werden und ist komplett der Natur überlassen.

An den Zugängen zum Naturschutzgebiet befinden sich Masten, an denen eine Flagge gehisst werden kann. Ist die rote Flagge gehisst, deutet dies auf Trockenheit und Waldbrandgefahr hin oder auf besondere Naturschutzmaßnahmen wie Brutzeit oder Brunft. Zu diesen Zeiten darf das Venn nicht betreten werden.

Die Wanderung

Das Hohe Venn hat zu jeder Jahreszeit und zu jedem Wetter so seine besonderen Reize. Im Frühling, wenn die Natur langsam aus dem Winterschlaf erwacht, locken das satte Grün der Gräser und Sträucher aber vor allem die vielen Blüten. Im Sommer sorgt ein leichter Wind immer für eine frische Brise auf dem „Dach Belgiens“ und die im Torf gespeicherte Feuchtigkeit füllt Flüsse und Seen. Der Herbst färbt das Hohe Venn in eine Landschaft, die einem an das herbstliche Nordamerika oder, wenn das Gras sich in sämtliche braun und orange Töne verfärbt, an eine Taiga in Russland erinnern. Schnee und Eis sind dann wiederum tonangebend im Winter. Als höchstgelegenste Region liegt häufig das gesamte Gebiet unter einer Schneedecke.

Der Einstieg

Für den Einstieg in diese Vennwanderung empfehle ich euch den Parkplatz bei Baraque Michel. Hier kann man gut parken und ist schnell mitten im Venn. Baraque Michel wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von dem Steinmetz Michel Henri Schmitz gegründet und sollte Reisenden im Venn als Herberge dienen. Direkt in der Nähe befindet sich die kleine Kapelle Fischbach, die 1831 errichtet wurde. Im Turm der Kapelle brannte früher ein Leuchtfeuer um Wanderern im Venn eine Orientierung zu geben. Zusätzlich läutete jeden Abend eine Glocke um verirrten Leuten den Weg zu zeigen. Dadurch konnten damals schon so einige verirrte Wanderer aus dem Venn gerettet werden. Ein weiteres sehenswertes Monument ist die 1566 errichtete Steinsäule Boulté etwas weiter auf der anderen Straßenseite gegenüber dem Zugang zur Kapelle. Diese auffällige Säule diente früher als Orientierungspunkt im Venn. Selbst bei einer meterhohem Schneedecke ragte das 4,5m Hohe Denkmal immer noch gut sichtbar dort hinaus.

Das Venn

Gegenüber dem Parkplatz, auf der anderen Seite der Landstraße, befindet sich ein schmaler Weg, der in einen an einen Wald vorbei führt. Am Eingang,  Entlang der typischen Sträucher und Bäume, die durch das raue Klima kleinwüchsig bleiben, stößt man direkt auf einige alte Grenzsteine und auf eines der vielen Vennkreuze. Weiter am Weg entlang sieht man immer wieder alte, fast 1,5m hohe Steine. Auf einer Seite steht ein „B“ für Belgien du auf der anderen Seite ein „P“ für Preußen. Bis 1914 formte der Weg entlang der Grenzsteine und ein Stück weiter der kleine Fluss Helle die Grenze zwischen Belgien und Preußen. Vom Weg aus sieht man nach einigen 100m links im Venn ein Kreuz stehen. Dies ist das ‚Croix du Prieur‘, das 1605 dort errichtet wurde und lange Zeit ein Grenzpunkt zwischen dem Fürstbistum Lüttich und der Gebiete der Reichsabtei Stavelot-Malmedy.

Folgt man diesem Waldweg bis zum Ende des Waldes, trifft man auch schon auf die typischen Holzstege. Hier zeigen sich nun die Weiten des Fagne des Deux-Séries (zur Linken) und des Wallonische Venn (zur Rechten). Die Wanderung geht nun immer weiter abwechselnd auf den Holzstegen und unbefestigte Wege. Vorbei an einem alten preußisch-belgischen Grenzstein 157 und immer entlang des kleinen Flüsschens Helle, die auf der linken Seite des Holzweges im Venn entspringt und lange die Grenze zwischen Preußen und Belgien darstellte. Nachdem man ungefähr einen halben Kilometer über den Holzstegen hinter sich hat, überquert man links eine kleine, fast unscheinbare Brücke die Helle. Von hier aus folgt man dann einem kleinen Trampelpfad.

Noir Flohay

Der Große Brand vom April 2011, der auch in diesem Teil des Venns wütete, hat die wenigen Holzstege, die auf diesem Stück der Wanderung den Weg markierten vernichtet. Ab und zu kann man noch verkohlte Reste der Holzwege oder Baumstümpfe entlang des Trampelpfades finden. Die Bäume des Noir Flohay, einer Gruppe toter Kiefern, sind schon von Weitem gut sichtbar (vorausgesetzt es gibt keinen Nebel). Der Weg zu der Baumgruppe durchquert nun immer wieder auch feuchte Passagen, die teilweise umgangen werden müssen. Doch einmal im Noir Flohay angekommen, verzaubert einen nicht nur die mystische Umgebung der abgestorbenen, teilweise verbrannten Kiefern, sondern auch die tolle Aussicht auf das umliegende Venn.

Der Abstieg zurück zu den Holzstegen

Hat man die Baumgruppe komplett durchquert, gabelt sich der Weg und man biegt nach rechts ab. Man folgt nun einem weiteren Trampelpfad der ziemlich gerade, etwas bergab wieder Richtung Helle und Holzsteg führt. Einmal den Holzsteg erreicht, biegt man wieder rechts ab. Es geht nun immer weiter entlang der Helle, die hier schon ein kleiner Bach geworden ist. So folgt man dem Holzsteg bis man wieder dort angekommen ist, wo man ihn zum ersten Mal betreten hat. Wer möchte, kann von hier aus noch einen Abstecher zum Signal de Botrange machen und den Schildern dorthin folgen. Oder man kehrt zurück zur Baraque Michel an der die Wanderung begonnen hat.

Ein scheinbar endloser Holzsteg führt hier durch das Venn

Wer möchte, kann, bevor er die Heimreise antritt oder eine weitere Wanderung durch das Venn vor hat, im Restaurant der Baraque Michel einkehren, in dem man zahlreiche belgische und auch regionale Gerichte bestellen kann.

Die toten Bäume des Noir Flohay sehen zu jeder Jahreszeit wieder anders aus:

Andy

3 Gedanken zu „Das Hohe Venn – Wandern zu den toten Bäumen von Noir Flohay

  1. Hallo Andy,
    oh das hört sich aber schön an!
    Ich war schon lange nicht mehr im Venn und freue mich schon nochmal dorthin zu gehen.
    Kann man denn die Wege in der Zone B auch nicht mit Buggy oder Bollerwagen entlang laufen?
    Danke für den schönen Bericht und liebe Grüsse, Cate

    1. Hallo Cate,
      Das Venn ist immer einen Besuch wert, besonders jetzt, wenn die Herbstfärbung langsam einsetzt! Leider sind die Holzstege oft nicht breit genug für den Buggy oder Bollerwagen. Allerdings gibt es einen kleinen Naturlehrpfad im Polleur-Venn, da sind die Stege auch breit genug für den Kinder oder Bollerwagen. Ansonsten gibt es im Venn noch viele Waldwege zu erkunden :). Liebe Grüße!

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