Belgische Biere – wie man unter Tausenden das Richtige wählt (Teil 2)

Im ersten Teil habe ich euch die typischen dunklen Abteibiere und die starken Biere Belgiens präsentiert. In diesem Teil geht es nun exotisch weiter, mit den Fruchtbieren und Lambic. Dies sind Biere, die vor allem in und um Brüssel hergestellt werden. Warum nur da? Das erfahrt ihr nun hier.

Lambic

Als Lambic oder Lambiek werden spezielle Biere aus dem Tal der Senne (also Brüssel und Umgebung) genannt. Es sind Biere die durch eine so genannte „Spontangärung“ entstehen. Das heißt, es wird dem Bier keine Hefe zugefügt, sondern man lagert den Sud offen und dadurch werden Hefebakterien aus der Luft eingefangen. Diese Hefen haben dann auch lokale Namen wie Brettanomyces bruxellensis. Ist der Sud abgekühlt reift er über mehrere Jahre in Holzfässern eh er in Flaschen abgefüllt wird.

Geuze

Geuze ist eine weitere belgisches Spezialbier, das aus Lambic hergestellt wird. Es ist eine Mischung aus altem „reiferen“ und jungen „frischen“ Lambic, welches zur weiteren Gärung in Flaschen abgefüllt wird. In der Brüsseler Geuzenstraat hatte in den 1820ern eine Brauerei die Idee Lambic, das üblicherweise nur in Fässern geliefert wird, in alten Champagnerflaschen zu füllen um sie so auch in kleineren Mengen anbieten zu können. Man merkte schnell, dass das in Flaschen weiter gereifte Lambic einen anderen Geschmack hatte und so kam es auch an seinen Namen. Die besondere Flasche mit einem Korken ist natürlich ein Besonderes Merkmal. Dies ist dann auch laut Bierkenner ein Kriterium um das Bier als Geuze bezeichnen zu dürfen, obwohl es sie mittlerweile auch in Flaschen mit Kronkorken gibt.

Geuze

Kriek

Eine andere Weiterverarbeitung von Lambic-Bieren ist das Kriek. Hierbei werden dem Lambic Kirschen zugefügt. Auf einen Liter Lambic kommen 200g Kirschen. Bevorzugt werden die alte Kirschenart aus der Brüsseler Teilgemeinde Schaarbeek benutzt. Man unterscheidet 2 verschieden Kriek-Arten, die leicht auseinander gehalten werden können.

Kriek ist nicht gleich Kriek

Einerseits das traditionelle Kriek aus der Champagnerflasche mit Korken und andererseits das kommerzielle Kriek auf Flaschen mit Kronkorken oder vom Fass. Bei der traditionellen Herstellung kommen die Kirschen komplett (mit Kern) in das Geuze-Bier. Nach der Gärung werden Schale und Kerne entfernt und das Bier in Flaschen abgefüllt. Wegen der Kohlensäureproduktion der Nachgärung in der Flasche, benötigt diese einen festen Korken.
Bei der kommerziellen Herstellung von Kriek werden die Kirschen in Form von fertigem Saft hinzugegeben. Außerdem werden sie meist eingefärbt und gesüßt. Da durch den Zucker das Bier weniger nachgärt, reicht es die Flaschen mit einem Kronkorken zu verschließen.

Kriek
Weitere Fruchtbiere

Doch Kirschen sind nicht die einzigen Früchte die dem belgischen Bierspezialitäten hinzugefügt werden. Es gibt mittlerweile Biere die mit Himbeeren, Marakuja, Pfirsisch , Apfel oder Weintrauben veredelt werden. Hierbei handelt sich aber meistens um Biersorten, die mit Säften und Zucker vermischt werden und so einen fruchtigen Geschmack zu bekommen.

Faro

Eine sehr seltene Form der Weiterverarbeitung des Lambic ist das Faro. Es macht nur 0,03% der belgischen Bierproduktion aus. Bei der Herstellung wird das Lambic in Flaschen abgefüllt und Kandiszucker hinzugefügt. Dadurch bekommt es seinen süß-säuerlichen Geschmack.

Faro

Wo kann man die Biere denn nun testen?

Délirium Café

Als wahrer Biertempel wird das Délirium Café in der Impasse de la Fidélité gefeiert. Unweit der Grand Place, mitten im Ausgehviertel mit vielen Restaurants und Bistros, befindet sich in einer Sackgasse das für seine unendlich scheinende Bierkarte bekannte Café. Seit 2004 steht es auch im Guinness-Buch der Rekorde als Lokal mit dem größten Bierangebot der Welt.

À la Mort Subite

Wer die zahlreichen typisch Brüsseler Biere (Lambic, Geuze, Kriek, Faro, ect) einmal probieren möchte, der begibt sich in das Lokal Á la Morte Subite. Das Café in der rue Montagne aux Herbes Potagéres 5-7 hat nichts mit seinem Titel (Im Schnellen Tod) zu tun. Der Name kommt von einem beliebten Würfelspiel, welches im Vorgängercafé gerne gespielt wurde. Das Innere des Cafés ist seit der Errichtung des Gebäudes 1910 gleich geblieben und ist ein typisches Café in Brüssel.
Da es aber auch unzählige lokale Biere in ganz Belgien gibt, kann man eigentlich in jedem Café in Belgien einmal durch die Bierkarte blättern…

A la Morte Subite

Kulturerbe Belgische Bierbraukunst

Übrigens, 2016 wurde die Belgische Bierbraukunst in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Die Bierproduktion und deren Wertschätzung spielt in Belgien eine wichtige Rolle. Und da sind sich (wie immer wenn es in Belgien um Essen oder Trinken geht) Wallonen, Flamen, Brüsseler und Ostbelgier einig!

Andy

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