Es gibt nur wenige Dinge in denen sich alle Belgier sofort einig sind. Eines davon ist das belgische Nationalgericht: Fritten!
Seit 2000 wird die erste Woche im Dezember jährlich der Fritte gewidmet. Unter Week van de friet warb damals der flämische Agrikulturverband und die flämischen Fritürenbetreiber für das belgische Nationalgericht. Seit 2010 ist die Woche der Fritten / Week van de friet / Semaine de la frite ein nationales Ereignis in ganz Belgien, welches von der Nationalen Vereinigung der Fritürenbetreiber (ja, das gibt es wirklich!) organisiert wird. Ursprünglich sollte diese Aktionswoche die Aufmerksamkeit auf das professionelle Handwerk der Fritürenbetreiber lenken. Mittlerweile nutzt man die Woche auch für größere Aktionen. So warb man 2014 unter Leitung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens für die Eintragung der belgischen Frittenkultur als immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Bisher ist es aber noch nicht aufgenommen worden.
Immerhin wurde die belgische Frittenkultur in Flandern (2013), Brüssel (2014), der Wallonie (2014) und der Deutschsprachigen Gemeinschaft (2015) in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Fritten – frites – frieten
Die Bezeichnung der goldgebackenen Kartoffelstäbchen klingt auf allen belgischen Landessprachen ähnlich. Es leitet sich vom französischen „pomme frite“ = frittierte (Erd)Äpfel ab. Auf französisch nennt man sie einfach nur frites, auf niederländische heißen sie frieten und auf Deutsch Fritten. Die Deutsche Bezeichnungen Pommes (französisch für Apfel), Pommes frittes oder Pommfrits werden in (Ost)Belgien überhaupt nicht benutz und sind einer der großen sprachlichen Unterschiede zwischen deutschem Deutsch und belgischen Deutsch.
Die Geschichte der Fritte
Die am weitesten verbreitete ‚Geschichte‘ der Fritte stammt von dem belgischen Historiker Joseph Gérard und soll angeblich aus einem alten Familienkochbuch stamen. Die Bewohner der Städte Namur und Dinant bereiteten um 1680 die kleinen, in der Maas gefangenen Fische auf eine spezielle Art zu. Sie frittierten sie in heißem Öl. Bei starker Strömung oder wenn die Maas zugefroren war, war es jedoch nicht möglich zu fischen. Als Alternative schnitt man Kartoffeln in kleine Streifen und frittierte diese in heißem Öl.
Allerdings ist dies historisch gesehen schon eher unwahrscheinlich, da die Kartoffel erst ab 1735 zum Verzehr in der Region um Namur angebaut wurde. Außerdem war es im 17. Jahrhundert nur der reichen Bevölkerung möglich zu frittieren, da Öl und Fett damals sehr teuer waren.
Die Franzosen behaupten, dass die ersten Fritten dann wiederum in Paris entstanden sind. In einem kleinen Stand auf der 1607 fertiggestellten Pont Neuf soll jemand seine „patates frites“ verkauft haben.
Fritten als belgisches Nationalgericht
Fritten, so wie wir sie heute kennen, verbreiteten sich vor allem ab 1900 erst in Belgien und dann in den Niederlanden. Schnell erreichte sie Beleibtheit in ganz Europa und spätestens seit dem Boom der Fast-Food Industrie in den 1960er Jahren sind sie weltweit bekannt.
Doch wie werden die echten, goldbraunen belgischen nun Fritten zubereitet ?
Dies ist bei weitem kein Geheimnis, sondern eine Kunst! Es sind nämlich viele Schritte bis zur perfekten, goldenen, außen knackigen und innen fluffigen Fritte. Dazu braucht man erstmal die richtigen Zutaten.
Die Kartoffel
Für Fritten eignen sich am besten mehlige Kartoffelsorten, die große, lange Knollen bilden und wenige Augen haben. All diese Eigenschaften besitz die Sorte Bintje. Doch auch die Sorten Asterix, Victoria oder Challanger eignen sich gut zur Frittenproduktion.
Sind die Kartoffeln dann einmal geschält, werden sie zuerst in ca. 1cm dicke Scheiben und anschließend in ca. 1cm dicke Stäbchen geschnitten. Damit die Kartoffeln beim frittieren keine schwarzen Ränder bekommen, sollte man sie in lauwarmen Wasser waschen und anschließend gut abtrocknen. Am besten lässt man sie in einem Küchenhandtuch gewickelt eine Stunde trocknen.
Fett oder Öl?
Zum frittieren braucht man Fett oder Öl. Traditionell benutzt man zum frittieren der belgischen Fritten Rinderfett. Dieses verleiht den Fritten eine gewisse Würze und sorgt vor allem für die gold-gelbe Farbe. Mittlerweile ist man aber vermehrt auf pflanzliche Pfette ausgewischen, da dieses wesentlich gesünder und auch günstiger sind. Sonnenblumen,- Raps- und Olivenöl sind da die beliebtesten. Jede Ölsorte gibt der Fritte einen anderen Geschmack.
Das Frittieren
Nun kommen wir zum spannenden Teil, dem Frittieren. Das Fett sollte eine Temperatur von 180 Grad haben. Die rohen, abgetrockneten Fritten werden – Achtung das ist eines der Geheimnisse der belgischen Fritten!- 2 Mal frittiert. Das erste Frittieren entnimmt den Kartoffeln etwas Flüssigkeit, die Fritten sollten etwa solange im Fett oder Öl baden, bis die gleichmäßig an der Oberfläche schwimmen. Dann holt man sie aus dem Fett oder Öl und lässt sie abkühlen.
Sind die vorfrittierten Fritten abgekühlt nehmen sie ein zweites Bad im 180 Grad warmen Fett oder Öl. Das Zweite Bad sorgt dafür dass die Hülle der Fritte schön knackig wird und ihre goldgelbe Farbe erhält, während das innere schön locker bleibt.
Nach dem zweiten Frittieren sind die Fritten dann fertig, wer möchte kann sie noch etwas salzen und eine der zahlreichen Saucen dazunehmen. Hier gibt es wirklich für alle Geschmäcker etwas.
Guten Appetit!
Sehr interessant! Macht wiedermal Spaß zu lesen ???
Das freut mich sehr 🙂
Und macht Hunger ??
JA! Wenn du eine Fritüre suchst, dieser Link ist ganz nützlich: http://www.vindeenfrituur.be/ 😉