Damme – eine Windmühle, Gotik und Till Eulenspiegel

Nur knapp 7 Kilometer vom Stadtzentrum von Brügge entfernt liegt das verschlafene Städtchen Damme. Im Mittelalter gehörte die Stadt noch zu einer der vielen Hafenorte an der flämischen Küste mit einem direkten Zugang zum Meer. Doch durch die Versandung der flämischen Küstenlinie lagen viele Küstenstädte mit der Zeit immer weiter im Hinterland. Mit und mit hat man sie dann durch Deiche und Kanäle mit dem Meer verbunden. Dies sorgte natürlich dafür, dass Damme sich als Hafenstadt nicht so etablieren konnte wie andere, näher am Meer gelegene Städte und man immer darauf angewiesen war, dass Schiffe mit Waren über die Kanäle in die Stadt kommen. Napoleon ließ den Kanal dann ausbauen, damit Damme genau wie andere Städte wieder einen besser Zugang zum Handel bekamen. Damme verlor dadurch viele Bauten, da der Kanal begradigt wurde und seitdem quer durch die nordwestliche Hälfte der Stadt verläuft.

Die Damse Vaart verbindet Damme in die eine Richtung mit Brügge und in die andere mit dem Meer.
Die Damse Vaart verbindet Damme in die eine Richtung mit Brügge und in die andere mit dem Meer.

Kleines gemütliches mittelalterliches Zentrum

Heute können wir von Glück sprechen, dass Damme damals nicht noch weiter gewachsen. Während andere flämische Städte immer weiter ausgebaut wurden, hat sich in Damme nicht viel verändert. Das kleine verschlafene Städtchen ist im Gegensatz zu der größeren Schwester Brügge nicht so überlaufen. Ein übersichtlicher, gemütlicher kleiner Marktplatz am Rathaus bildet das Zentrum. Rundherum kleine Gassen und eine größere Straße, die sich einmal quer durch die Stadt zieht. Im hinteren Ende stehen noch die Überreste einer Kirche, deren Turm nur noch durch zwei übriggebliebene Außenmauern mit dem restlichen Kirchenschiff verbunden ist. Die liebevoll restaurierten Häuser mit ihren Treppengiebeln und Backsteinfassaden runden das mittelalterliche Erscheinungsbild ab. Nur wenige Meter vom Marktplatz entfernt, direkt am Kanal steht auf einem kleinen Hügel noch die einzige Windmühle, die aus früheren Zeiten übriggeblieben ist.

Die Bücherstadt mit berühmten Geschichten

Der wohl bekannteste Einwohner der Stadt ist Till Eulenspiegel. Laut mittelalterlichen Geschichten soll Tijl Uilenspiegel in und um Damme seine Unwesen getrieben haben. Die Geschichten des Taugenichts tauchen auch in vielen anderen Orten der Niederlande und Norddeutschlands auf. Als man jedoch nach der Entstehung Belgiens auf der Suche nach Nationalhelden war, die das frischgebackene Land repräsentieren sollten, griff man auf die alte Legende um Till Eugenspiegel in Damme zurück. Charles de Coster lässt ihn in seinem Werk Die Legende und die heldenhaften, fröhlichen und ruhmreichen Abenteuer von Ulenspiegel und Lamme Goedzak wie ein Freiheitskämpfer auftreten.
Wer gut hinschaut entdeckt den Scherzkeks überall in der Stadt. Ob als Statue, Brunnenfigur oder auf Postkarten, Tijl ist überall anzutreffen. Im Uilenspiegelmuseum am Marktplatz kann man sich über die Geschichte und verschiedenen Erzählungen informieren. Außerdem gibt es dort eine große Auswahl an Büchern, Spielen, Karten und Filmen mit und über Till Eulenspiegel.

Also wenn man dem Trubel in Brügge einmal entkommen möchte, bietet sich ein Besuch im beschaulichen Damme an. Erreichen kann man das Städtchen von April bis Oktober sogar von Brügge aus mit einem Schaufelraddampfer über dem Kanal.

Andy

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