Das Atomium – das ungewöhnlichste Gebäude der Welt

Es sollte eigentlich nur kurze Zeit stehen, ist aber schon über 60 Jahre alt – das Atomium. Mittlerweile sind die neun Kugeln zu einem Wahrzeichen der Stadt Brüssel geworden und einer der kuriosesten Gebäude der Welt. Warum das Atomium gebaut wurde, was es eigentlich darstellen soll und was es so speziell macht möchte ich euch in diesem Beitrag erklären.

Die Welt unterwegs in ein neues Zeitalter

Im Rahmen der Weltausstellung Expo´58 von 1958 in Brüssel, wollte man dem Ausstellungsgelände im Norden von Brüssel ein ganz besonderes Zeichen setzten. So wie fast 60 Jahre zuvor in Paris mit dem Eiffelturm, brauchte man ein symbolträchtiges Gebäude, welches der Besucher aus aller Welt in Erinnerung blieb.
Zu Begin der 1950er Jahre trug die Atomkraft regelrecht zur Entwicklung der damaligen modernen Welt bei. Deshalb entschied man sich die 165-milliardenfache Vergrößerung eines Eisenkristalls als begehbares Gebäude zu errichten. Das Atomzeitalter hatte somit in Brüssel sein Symbol erhalten.

Das Atomium ein Symbol des Atomzeitalters
Das Atomium gilt als Symbol des Atomzeitalters

Das Atomium als provisorisch errichtetes Symbol der Weltausstellung

Wie das bei Weltausstellungen üblich war, und auch immer noch ist, werden auf dem dafür vorgesehenen Gelände viele Gebäude nur für die Dauer der Ausstellung errichtet. Bei dem Atomium war das eigentlich auch nicht anders vorgesehen. Die Architekten André und Jean Polak und der Ingenieur André Waterkeyn konzipierten das ungewöhnliche Gebäude. Sie achteten dabei darauf, dass es schnell aufgebaut, aber auch einfach wieder in seine Einzelteile zerlegt werden kann. Letzteres sollte sich 50 Jahre nach der Errichtung als sehr praktisch erweisen.

Der Bau

Modernste Materialien, beeindruckende Technik

Bei dem Bau des Atomiums verwendete man den für die damalige Zeit hochmodernen Stahlbeton. Dieser dient quasi als zentraler Kern des Gebäudes. Ein fast 100m hohler Turm verbindet in der Mitte drei der insgesamt neun Kugeln miteinander. Im Inneren des Turmes ist auch der Aufzug untergebracht, der die Besucher von der untersten in die höchste Kugel befördert. Dieser Aufzug war damals der schnellste der Welt. In nur 28 Sekunden ist man auch heute noch auf der in 92m Höhe befindlichen Aussichtskugel.
Eine andere Sensation waren die zahlreichen Rolltreppen. Sie verbinden die verschiedenen Ebenen innerhalb der Kugeln, aber auch die einzelnen Kugeln miteinander. Einige Rolltreppen gehören noch immer zu den längsten in Europa.

Die Kugeln

Die einzelne „Räume“ des Atomiums sind die Kugeln. Diese neun Kugeln haben jeweils einen Durchmesser von 18m. Sie sind in zwei oder drei Etagen unterteilt und mit Rolltreppen oder Treppen miteinander verbunden. Ihre Außenhülle war ursprünglich aus Aluminium, ein bei der Errichtung des Bauwerks beliebtes Material. Von 2004 bis 2006 wurde die Außenhülle aller Kugeln ausgewechselt. Hierbei war es sehr hilfreich, dass das Gebäude eigentlich nur für einen kurzen Zeitraum konzipiert war. Denn die einzelnen Elemente konnten so einfacher ausgetauscht werden. Seit 2006 strahlen die Kugeln in rostfreiem Stahl wieder um die Wette. Hinzu wurde eine aufwändige LED-Beleuchtung installiert. Diese ermöglicht spektakuläre Lichteffekte zu verschiedenen Ereignissen, wie zum Beispiel an Sylvester.

2005 waren die Renovierungsarbeiten schon fast abgeschlossen.
2005 waren die Renovierungsarbeiten schon fast abgeschlossen.

Das Atomium von Innen

Bei meinem letzten Besuch im Atomium vor einigen Wochen war ich davon beeindruckt wie groß doch die einzelnen Kugeln sind. Auch wenn nur 5 der insgesamt 9 Kugeln für Besucher zugänglich sind, gibt es so einiges zu entdecken. Die 3 Oberen Kugeln ohne zusätzliche Stütze sind aus Sicherheitsgründen nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Hier ist die Technik des Gebäudes untergebracht. Eine der unteren drei Kugeln kann man für Meetings buchen.
Besuchen kann man das Atomium 365 Tage im Jahr. Dabei gibt es zwei verschiedene „Touren“. Eine mit dem Aufzug, die andere nur über (Roll)Treppen. Bei meinem Besuch war anfangs so viel Andrang vor dem Aufzug, dass ich zuerst den Teil mit den Treppen besuchte.

Teil 1: Die Ausstellungen

Die unterste Kugel – der Eingang

Theoretisch gesehen gehört der Eingangsbereich nicht wirklich zur untersten Kugel. Neben dem Anstehbereich für den Aufzug und dem Souveniershop findet man dort auch nicht wirklich viel anderes.
Die eigentliche „unterste“ Kugel fängt 4 Meter über der Erde an. In diesem Raum befindet sich die Dauerausstellung zur Geschichte des Atomiums. Hier kann man sich auf zwei Etagen über die Planung und den Bau des Gebäudes informieren. Außerdem bekommt man in zahlreichen Videos und Filmen eine Idee wie wichtig die Expo ´58 für die damalige Zeit gewesen ist. Einige Exponate und Gegenstände, die man 1958 als Weltneuheit präsentiert hatte, sind heute dort ausgestellt.

Ausstellung in der untersten Kugel
In der untersten Kugel dreht sich alles um die Planung und den Bau des Atomiums und der Expo´58

Die Kugeln der Wechselausstellung

Über eine Treppe erreicht man die nächste Kugel auf dem Rundweg. In dieser Kugel ist Platz für verschiedene Wechselausstellungen. Zurzeit wird dort auf zwei Etagen alles rund um den flämischen Künstler Pieter Bruegel gezeigt. Szenen seiner berühmten Bilder sind dort nachgestellt und man kann als Statist daran teilnehmen.
Eine weitere Treppe führt dann zur mittleren Kugel. In dieser ist auch Platz für eine Ausstellung. Sie war bei meinem Besuch jedoch leer, was aber auch seinen Reiz hatte. Auf der zweiten Etage der mittleren Kugel befindet sich ein weiterer Raum, der für Meetings oder Feste gemietet werden kann.

Ein Schlafsaal mit Ausblick

Die vorletzte Kugel auf dem Rundweg durch das Atomium ist in meinen Augen etwas ganz Außergewöhnliches. Die sogenannte Kids´Sphere kann nämlich von Grundschulklassen gemietet werden und man kann dort übernachten! In vielen stehenden und hängenden „Schlafkugeln“ können es sich bis zu 24 Kinder gemütlich machen. Ein Essraum und ein Badezimmer sind natürlich auch vorhanden. Wer dieses einmalige Pijamaparty mit seiner Schulklasse jedoch erleben möchte muss vorher reservieren.

Schlafsaal
In einer der Kugeln können Kinder in Kugeln übernachten.


An dem Schlafraum, den man bei der Tour nicht betreten kann, führt ein weiteres Treppenhaus vorbei zu einer kleinen Aussichtsplattform. Dort kann man, mit einer der Kugeln des Atomiums im Vordergrund, eine Aussicht über Brüssel genießen.
Über eine bunt beleuchtete und Musik spielende, futuristische Rolltreppe (die bei der Eröffnung längste Europas), geht es wieder zurück in die unterste Kugel.

Teil 2: Die Aussicht

Der Aufzug

Je nach Besucherandrang ist die Schlange vor dem Aufzug recht lang. Da in dem Aufzug nur maximal 22 Personen passen und es nur einen Aufzug gibt, dauert es seine Zeit, bis man die versprochene Aussicht über Brüssel genießen kann. Doch ist man einmal im Aufzug angekommen, kann man durch das gläserne Dach des Fahrstuhls die Fahrt zur Aussichtskugel verfolgen. Auch wenn der Rekord des schnellsten Aufzuges der Welt schon längst gebrochen wurde, ist es immer noch beeindruckend wie schnell der Aufzug sich nach oben bewegt.

Aufzugschacht
Sicht durch das gläserne Dach des Fahrstuhls.

Die Aussicht – wow!

Einmal oben angekommen liegt einem Brüssel regelrecht zu Füßen. In dem begehbaren 360° Panorama blickt man auf einer Höhe von 92m über die Skyline der belgischen Hauptstadt und deren Umgebung. Die vielen Anzeigetafeln vor den Fenstern erläutern die Sicht vor einem. Zusätzlich sind auch die Entfernungen vieler Haupt- oder Weltstädte und deren Richtung markiert. Ist man einmal rund um die Außenhülle der Kugel gegangen 8von innen natürlich) erreicht man direkt wieder die Schlange zum Aufzug. Leider gibt es außer dem Aufzug keinen anderen (öffentlichen) Weg nach unten.
2007 kam ich jedoch in den Genuss, wegen Überfüllung der Aussichtsplattform mittels Notausgangs das Treppenhaus in den oberen Röhren zu nehmen. Ein spannendes Abenteuer, das vor allem in die Knie ging.

Das Panoramarestaurant

Es gibt neben der Aussichtsplattform noch zwei höhere Etagen. Diese befinden sich auf der zweiten und dritten Etage der obersten Kugel. Dort wurde nämlich ein Restaurant eingerichtet. Fritten, Muscheln, Boulettes Liegeoises und natürlich Bier oder Waffeln, auf der Karte sind nur rein belgische Gerichte zu finden, die man auf 95m Höhe bei einer traumhaften Aussicht genießen kann. Leider kann man dort aber nur Essen, wenn man vorher reserviert hat und etwas Geduld mitbringt. Denn sowohl am Aufzug als auch am Empfang des Restaurants steht man oftmals Schlange.

Schöne Aussicht
In der obersten Kugel genießt man eine schöne Aussicht.

Fazit

Wer noch eine Aktivität für die kalten Wintermonate sucht und etwas Geduld hat, sollte sich das Atomium mal anschauen gehen. Leider merkt man, dass es zu den bestbesuchtesten Sehenswürdigkeiten von ganz Belgien zählt, aber das anstehen lohnt sich wirklich! Übrigens: wer Tickets online bestellt, spart sich schon mal die Schlange am Ticketschalter :).

Andy

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